Geschichte Grundschule Ockstadt

Zur Geschichte der Grundschule Ockstadt

 

Wie die Gravur auf der Außenfassade verrät, wurde das heutige Schulgebäude Ecke Waldstraße und Kapellenstraße im Jahre 1883 gebaut. Die Schule selbst allerdings hat eine noch ältere Tradition:

 

Eintragungen in Tauf- und Eheschließungsprotokollen lassen den Schluss zu, dass bereits im 17. Jahrhundert Lehrer in Ockstadt gelebt und dort auch unterrichtet haben. So z. B. Joannes Jacob Dörr, der nach diesen Aufzeichnungen wohl in den Jahren 1654-1658 Schulmeister zu Ockstadt gewesen war.

 

1774, zur Zeit des Freiherrn Carl Friedrich von und zu Franckenstein, wird das Schulhaus, die einstige Benefiziaten-Wohnung (Pfarrgasse Nr. 21) erbaut. Das zur damaligen Zeit übliche Schulgeld scheint den Ockstädtern ein Dorn im Auge gewesen zu sein. So wurde im Jahre 1765 angeordnet, „das mit harter mühe von einem zeitlichen schuhlmeister von hiesiger Gemeind herausgepresste schuhl geld mit Bewilligung gnädiger herrschaft fürohin von einem zeitlichen Burgermeister aus gemeiner Cassa mit 60 Gulden bezahlt werde.“ (Rady, S. 168)

 

Die Schulstatistik von 1882 weist 242 schulpflichtige Kinder aus, die in zwei auseinanderliegenden Schulgebäuden, oder in zwei Schullokalitäten, wie es im damaligen Amtsdeutsch hieß, unterrichtet wurden. Die untere Schule wurde im Jahr 1848 bezogen, nachdem die Schülerzahl im vorangegangenen Jahr 1847 auf 204 angestiegen war.

 

Das älteste Schulhaus, später auch die obere Schule genannt, ist das bereits erwähnte Haus in der Pfarrgasse Nr. 21. Aufzeichnungen aus dem Jahr 1817 belegen, dass zur damaligen Zeit im unteren Stockwerk des Hauses der Schulsaal war, während im oberen Stockwerk der Lehrer wohnte. Zum Schulgebäude zählten damals auch die Nebengebäude. Hier waren in der Scheune der Schweine- und Kuhstall untergebracht. Dies war für den Lehrer und seine Familie sehr wichtig, musste er sich doch als Selbstversorger über Wasser halten. Das Lehrergehalt selbst war mit 80 Gulden und 24 Kreuzer jährlich zu dürftig, um davon leben zu können. Deswegen wurde der Lehrer von der Gemeinde zusätzlich mit Getreide und dem Brennholz für die Lehrerwohnung und den Schulsaal versorgt. Zusätzliche Einkünfte konnte der Lehrer als Kirchendiener erwerben, indem er das Glockenläuten und das Aufziehen und Stellen der Kirchenuhr übernahm, oder sich als Organist betätigte.

 

Nachdem der Großherzogliche Kreisbaumeister jenes Schulgebäude im Jahre 1847 besichtigt und es mit folgenden Worten beschrieben hatte:

„… der 5-6 m2 große Hofraum gleicht einer Miststätte, die baufällige Scheuer müsste abgerissen werden, weil dadurch das Schulgebäude heller und freier würde“, wurde nach anderen Räumlichkeiten Ausschau gehalten. Da zu dieser Zeit gerade eine Hofreite öffentlich versteigert werden sollte, erwarb die Gemeinde diese und baute sie zu einer weiteren Schullokalität um. Die untere Schule wurde bald bezogen. Noch bis 1937 diente das heutige Haus der Firma Dönges in der Friedberger Straße als Lehrerwohnung.

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Nachdem im Jahr 1882 90 Kinder die obere und 152 Kinder die untere Schule besuchten, sorgten diese hohen Schülerzahlen und die dazu unzulängliche Räumlichkeiten (z.B. feuchte Wände) dafür, dass der Gemeinderat im Jahre 1882 den Beschluss fasste, ein neues großes Schulhaus zu bauen. Es wurde eine Bausumme von 52000 Mark veranschlagt.

 

In den Herbstferien 1884 wurde das Schulhaus im Hain mit zwei Lehrerwohnungen eingeweiht. Allerdings gab es keine Wasserversorgung im Haus und der Brunnen lag weit entfernt. Das Inventar für die neue Schule bestand aus 144 Vier-Sitzer-Bänken, zwei Schultafeln und zwei Tafelgestellen sowie einem Tisch mit vier Rohrstühlen. Die Inventarkosten beliefen sich auf 1076 Mark. Zum Vergleich ist zu erwähnen, dass ein Lehrer damals in Ockstadt 600 Mark im Jahr verdiente.

 

Das jeweilige Zeitgeschehen hatte auch Auswirkungen auf die Grundschule Ockstadt.

 

Während des Ersten Weltkrieges fiel der Unterricht häufig durch längere Kohleferien aus. Im Sommer mussten die Kinder zu mannigfaltigen Sammlungen für Kriegszwecke herangezogen werden. Um die Versorgung des Feldheeres mit Heu, Teekräutern und Arzneipflanzen zu unterstützen, zogen die Kinder in die Wiesen um Ockstadt aus, anstatt die Schulbank zu drücken. Während des Zweiten Weltkrieges sah es nicht anders aus. Im Jahre 1945 wurde der Unterricht für sieben Monate ausgesetzt.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Bevölkerungszahl Ockstadts sprunghaft an. 700 Heimatvertriebene fanden hier ihr neues Zuhause. Damit stieg auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder. Wieder einmal reichten die Kapazitäten der Schule nicht aus.

 

Im Jahre 1952 wurde ein Erweiterungsbau mit zwei neuen Schulsälen, einem Schulleiterzimmer, einem Raum für die Schulbibliothek im Erdgeschoss, einem Gymnastikraum im Keller, den Toilettenhäuschen und einer kleinen Pausenhalle geschaffen. Die untere Lehrerwohnung wurde ab 1964 für schulische Zwecke genutzt.

 

Bereits seit 1964 wird der Sportunterricht nicht mehr im Kellerraum der Schule, sondern im gegenüberliegenden katholischen Jugendheim durchgeführt.

 

Im Schuljahr 1964 / 1965 wurde sogar die Bühne des Jugendheimes kurzfristig für einen Klassenraum zweckentfremdet. Dies war notwendig geworden, nachdem eine 9.

 

Jahrgangsstufe eingerichtet wurde. Dieser Jahrgang wurde ab 1965 der Gemeinsamen Musterschule in Friedberg zugewiesen.

 

1967 wird der Schuljahresbeginn auf den 01. August verlegt.

 

In Eigeninitiative hatten 1969 die Lehrer den Raum der früheren Schulbücherei „aus eigener Tasche“ renoviert und sich damit erstmals - für einige Jahre zunächst ohne Heizung - ein Lehrerzimmer geschaffen.

 

Bevor die Schule 1972 in die Trägerschaft des Kreises überging, installierte die Gemeinde - die Wasserversorgung war inzwischen sichergestellt - in allen Schulsälen Handwaschbecken.

 

Zwischen 1972 und 1975 wurde die ehemalige Volksschule schrittweise in eine reine Grundschule umgewandelt, nachdem 1972 die Fünf-Tage-Woche eingeführt wurde. Die älteren Jahrgänge 5, 6, 7 und 8 besuchten von nun ab die Philipp-Dieffenbach-Schule in Friedberg.

 

Durch ein neues Baugebiet und den zunehmenden Ausbau von ehemaligen Scheunen zu Wohnhäusern wuchs die Einwohnerzahl Ockstadts. Mit ihr stieg die Schülerzahl an. Die Schule wurde im Schuljahr 1993 / 1994 mit ca. 160 Schülerinnen und Schülern erstmals zweizügig. Um die dadurch notwendigen Klassen- und Funktionsräume zu schaffen, waren Umbaumaßnahmen unvermeidbar.

 

Der dringend benötigte achte Klassenraum wurde im Schuljahr 1997/98 durch den Umbau der oberen Wohnung ermöglicht.

 

Besonders die im Rahmen des Umbaus zusätzlich erstellte Küche wird seitdem von den einzelnen Klassen für die verschiedensten Unterrichtsprojekte in Anspruch genommen.

 

Die benötigten Teller, Becher und Bestecke wurden vom Förderverein angeschafft.

 

Den Jahrtausendwechsel nahm die Schulgemeinde der Grundschule Ockstadt zum Anlass, um sich neue Ziele und Aufgaben zu setzen. Der Schulhof sollte neu gestaltet werden. Ab dem Schuljahr 2001/2002 wurden die nötigen Planungen dazu vorangetrieben.

 

Um die notwendigen Gelder aufzubringen, wurde am 17. Mai 2003 ein Sponsorenlauf veranstaltet.

 

Auch in den folgenden Schuljahren wurde von der Schulgemeinde selbst Hand angelegt, um das große Projekt, aus dem asphaltierten Schulhof eine naturnahe Bewegungsfläche zu gestalten, zu verwirklichen.

 

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Eine weitere Neuerung bestand in der Gründung der Betreuungsschule. In vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern wurde auf die veränderte Lebenswirklichkeit der Kinder reagiert. Im gegenüberliegenden Jugendheim mietete man einen Raum an, in dem Kinder zu Mittag essen und nach den erledigten Hausaufgaben auch spielen konnten.

 

Das Schuljahr 2007/2008 leitete große Veränderungen ein. Der Spatenstich für den Neubau an der Grundschule Ockstadt wurde bei winterlichen Temperaturen und leichter Schneedecke vollzogen. Mit dem Bau zweier neuer Klassenräume und einem neuen Toilettentrakt sollte die Möglichkeit geschaffen werden, auf die die Schulgemeinde schon so lange gewartet hatte: Die Betreuungsschule konnte endlich in die Räume der Grundschule einziehen!

 

Zum zweiten Halbjahr des Schuljahres 2008/2009 war es dann endlich soweit: Die Jahrgangsstufe 2 richtete sich in den neuen Klassenräumen ein.

 

Der Beginn des Schuljahres 2008/2009 war die Zeit des großen Umzugs. Das Sekretariat und das Schulleiterbüro zogen in den vorderen Teil des Gebäudes, das in früheren Zeiten als Lehrerwohnung diente. Das Lehrerzimmer zog in die früheren Räumlichkeiten der Schülerbücherei, die Lehrmittelbücherei zog in das ehemalige Lehrerzimmer. Aus dem ehemaligen Sekretariat wurde ein Vorbereitungsraum für die Lehrkräfte und die Schülerbücherei zog in den ehemaligen Klassenraum, der im ehemaligen Lehrerwohnzimmer notbehelfsweise untergebracht gewesen war.

 

Gleichzeitig wurde der Altbau nach den neuesten Brandschutzbestimmungen renoviert.

 

Im März 2008 wurde der Grundstein für die lang ersehnte Steinkopf-Sporthalle gelegt.

 

Seit dem zweiten Schulhalbjahr des Schuljahres 2008/2009 können nun die Kinder der Grundschule Ockstadt die neue, großzügig ausgelegte Steinkopf-Sporthalle zum Turnen und Spielen nutzen.

 

Die Erfordernisse der jeweiligen Zeit bedürfen immer wieder einer Umgestaltung der Grundschule- sei es räumlicher oder pädagogischer Natur. Mittlerweile ist die Grundschule Ockstadt Ganztagsschule im Profil 1. Dieses Modell bietet den Kindern an drei Tagen in der Woche die Möglichkeit, in der im Schulalltag integrierten Lernzeit mit Hilfe ihrer Lehrkräfte Übungsaufgaben möglichst selbständig in der Schule durchzuführen Danach nehmen sie das Mittagessen ein und gehen dann zum freien Spiel oder in ein AG-Angebot.

 

Aber auch an den anderen beiden Tagen haben die Kinder die Möglichkeit, bis 16.00 Uhr in der Schule betreut zu werden. Durch enge Zusammenarbeit mit hiesigen Sportvereinen und der Musikschule Friedberg wird den Kindern ein sportliches und musisches Zusatzangebot neben anderen attraktiven Freizeitangeboten zur Wahl gestellt.

 

Dank der großzügigen Unterstützung des Fördervereins kann die Schule den Kindern in dieser Zeit nach Unterrichtsschluss attraktive Spiele und Bewegungsanreize bieten.

 

Die Geschichte der Grundschule Ockstadt zeigt deutlich, dass das Schulleben immer auch ein Spiegel der Gesellschaft und ihrer jeweiligen Bedürfnisse und Anforderungen ist.

 

Schule ist dabei ein flexibles System, das einem steten Wandel unterworfen ist. Dass sich die Grundschule Ockstadt den jeweiligen Aufgaben und Herausforderungen gerne und mit großem Engagement stellt, zeigen die Zeugnisse von außen, wie die Schulberichte des Instituts für Qualitätssicherung aus den letzten Jahren.